Mundgesundheit bei rheumatoider Arthritis

Für jeden Menschen, aber besonders für Patienten mit rheumatoider Arthritis, ist die richtige Mundhygiene unerlässlich. Worauf sollten Rheuma-Patienten bei der Mundgesundheit und der Zahnpflege achten?

Gesund im Mund bei rheumatoider Arthritis

Strahlend weiße Zähne und gesundes Zahnfleisch – wer wünscht sich das nicht? Mit der richtigen Zahnpflege und regelmäßigen Zahnarztbesuchen kann man selbst bereits viel zur Mundgesundheit beitragen. Als Rheuma-Patient ist das gleich doppelt wichtig, denn die rheumatoide Arthritis geht mit der Mundgesundheit Hand in Hand – und das in vielerlei Hinsicht.

  • Zum einen können typische Beschwerden wie Morgensteifigkeit sowie schmerzende, geschwollene Hand- und Fingergelenke das tägliche Zähneputzen zur Hürde werden lassen. Diese Patienten sind besonders gefährdet, über kurz oder lang eine Entzündung des Zahnhalteapparates, die sogenannte Parodontitis, zu entwickeln.
  • Zum anderen kann die dauerhafte Einnahme bestimmter Rheuma-Medikamente die Mundgesundheit beeinflussen. So ist eine mögliche Folge eine ausgeprägte Mundtrockenheit, die wiederum einen Nährboden für Bakterienansammlungen darstellt.
Bei rheumatoider Arthritis kann schon nach drei Monaten fleischarmer Ernährung eine Besserung der Rheuma-Beschwerden eintreten

Die konsequente Zahnpflege bei rheumatoider Arthritis kann Zahnfleischentzündungen und Parodontitis verhindern.

Darüber hinaus beeinflussen die rheumatoide Arthritis und die Mundgesundheit sich gegenseitig. Die wissenschaftlichen Hinweise auf einen direkten Zusammenhang zwischen rheumatoider Arthritis und der Entstehung bzw. dem Fortschreiten von Parodontitis verdichten sich zunehmend. Einerseits kommt es bei Patienten mit rheumatoider Arthritis im Vergleich zu Gesunden häufiger zu einer Entzündung des Zahnhalteapparates, der sogenannten Parodontitis, und folglich öfter zu Zahnverlust. Auf der anderen Seite hat eine Parodontitis-Behandlung einen positiven Einfluss auf den Verlauf der rheumatoiden Arthritis: Es kommt zu weniger und geringer ausgeprägten Rheuma-Schüben.

Parodontitis und rheumatoide Arthritis: Ein inflammatorisches Duo

Sie möchten mehr über den Zusammenhang zwischen rheumatoider Arthritis und Parodontitis erfahren? Ausführliche Informationen dazu sowie hilfreiche Tipps rund um die Zahnpflege bei rheumatoider Arthritis finden Sie unserer Broschüre Mundgesundheit bei rheumatoider Arthritis (RA) – praktische Tipps und Hilfestellungen.

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Sie haben es in der Hand

Als Patient mit rheumatoider Arthritis gilt es, ein besonderes Augenmerk auf die Mundgesundheit zu legen. Die gute Nachricht: Wer weiß, wie es zu Problemen mit der Mundgesundheit kommen kann, ist bestens gerüstet, Entzündungen vorzubeugen.

Was ist eine Parodontitis?

In der Mundhöhle tummeln sich verschiedenste Bakterienarten, die für ein gesundes Gleichgewicht der Mundflora sorgen. Allerdings ist dies störanfällig: Eine unzureichende Mundhygiene, aber auch eine (vorübergehende) Schwächung des Immunsystems können die Keimbesiedlung der Mundflora aus der Balance bringen – mit negativen Folgen.

Pathologische, das heißt krankmachende, Bakterien siedeln sich im Zahnbelag (Plaque) an und können nach und nach die Zahnhartsubstanz (z. B. durch Karies) und vornehmlich den Zahnhalteapparat (z. B. durch Parodontitis) schädigen. Es entstehen kleinste Zwischenräume, die die Bakterien nutzen, um in das Zahnfleisch zu gelangen. Dort kommt es dann zur Zahnfleischentzündung, der sogenannten Gingivitis. Greift man nicht ein, setzt das körpereigene Immunsystem Abwehrmechanismen in Gang, die die eingedrungenen Bakterien beseitigen sollen.

Das Problem: Die B- und T-Zellen (spezielle weiße Blutkörperchen) oder auch Antikörper, die dabei produziert werden, gehen nicht nur die Bakterien an, sondern im weiteren Verlauf auch das eigene Gewebe. Dabei entwickelt sich eine chronische Entzündung, die zunächst nur das Zahnfleisch, später den gesamten Zahnhalteapparat betreffen kann. Sofern diese Entzündung nicht erkannt und frühzeitig behandelt wird, kann eine Parodontitis entstehen – die im schlimmsten Fall zu Zahnverlust führt.

 

Gesunder Zahn, Zahnfleischentzündung, Parodontitis bei rheumatoider Arthritis

Entwicklung einer Parodontitis.

10 Risikofakten für eine Parodontitis

    Eine regelmäßige und gründliche Zahnreinigung hilft dabei, die Bakterien im Mund in Schach und Plaque, also Zahnbelag, fernzuhalten. Wenn Plaque entsteht und zu Zahnstein verhärtet, wird das Zahnfleisch gereizt und kann sich entzünden; nachfolgend kann eine Parodontitis entstehen.

    Passt der Zahnersatz nicht optimal, stehen Zahnkronen oder Füllungen über, kann die Zahnpflege erschwert sein und Bakterien können sich schneller ansiedeln.

    Es ist wissenschaftlich belegt, dass bestimmte Erkrankungen wie Diabetes mellitus – insbesondere bei schlecht eingestelltem Blutzuckerspiegel – oder rheumatoide Arthritis eine Parodontitis begünstigen können.

    Bestimmte Arzneimittel, wie z. B. Blutdrucksenker, Immunsuppressiva zur Therapie der rheumatoiden Arthritis oder Medikamente, die nach einer Organtransplantation das Abstoßen verhindern sollen, können ebenfalls Veränderung des Zahnfleisches bedingen (sogenannte Gingivawucherungen) und eine ausgeprägte Mundtrockenheit zur Folge haben. Dies kann die Entstehung einer Gingivitis/Parodontitis begünstigen.

    Bekanntlich ist Tabakkonsum per se gesundheitsschädlich. So geht er auch mit einem stark erhöhten Risiko für Parodontitis einher. Zusätzlich zeigt sich die Erkrankung bei Rauchern meist erst viel später, da typische Warnsignale wie Zahnfleischbluten aufgrund der Mangeldurchblutung des Gewebes gar nicht erst auftreten.

    Emotionale Belastungen können negativ für den Gesamtorganismus sein. Dauerstress kann das Immunsystem schwächen, sodass Infektionen wie die Parodontitis nicht mehr so leicht abgewehrt werden können.

    Eine einseitige Ernährung kann Entzündungsprozesse negativ beeinflussen. Empfehlenswert ist daher eine ausgewogene, möglichst zuckerreduzierte Ernährung mit vielen Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fettem Seefisch wie Lachs oder Makrele vorkommen. Auch Vitamin C und D helfen, das Immunsystem zu stärken.

    Eine ausgewogene Ernährung spielt auch eine wichtige Rolle bei der rheumatoiden Arthritis. Mehr zu Rheuma und Ernährung.

    Wunder der Natur: Als Vorbereitung auf die bevorstehende Geburt lockert sich das Bindegewebe – allerdings sind auch Bakterien dadurch Tür und Tor geöffnet. Sie können leichter in den Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch eindringen und das Entstehen einer Gingivitis begünstigen.

    Obwohl Bakterien der Hauptauslöser für Parodontitis sind, spielt die erbliche Veranlagung eine entscheidende Rolle beim Voranschreiten der Erkrankung. So sind u. a. die Interleukin-1-Gene, die für Entzündungsreaktionen im Körper mit verantwortlich sind, bei einigen Menschen verändert, wodurch ihr Immunsystem stärker auf die Bakterien reagieren könnte als normal.

    Küssen verboten? Tatsächlich können beim Küssen potenziell krankmachende Bakterien übertragen werden. Ob sich dann letzten Endes eine Parodontitis entwickelt, ist allerdings abhängig vom individuellen mikrobiellen und dem damit verbundenen immunologischen Gleichgewicht des „Geküssten“.

Konsequente Zahnpflege: Das A & O bei rheumatoider Arthritis

Rheuma-Patienten können viel selbst dazu beitragen, einer Parodontitis vorzubeugen. Unsere praktischen Alltagstipps zur Mundpflege sind speziell auf die Bedürfnisse von Patienten mit rheumatoider Arthritis zugeschnitten und bieten eine wichtige Hilfestellung rund um die persönliche Mund- und Zahnpflege.

Das 1 x 1 der Mundpflege bei rheumatoider Arthritis

  • Regelmäßig, das heißt 2 x täglich, Zähneputzen. Am besten mit einer elektrischen Zahnbürste, um mögliche motorische Einschränkungen auszugleichen.
  • 1 x täglich bevorzugt eine Zahnzwischenraumbürste nutzen. Bei Engstand der Zähne ist auch Zahnseide eine gute Option, um Beläge zwischen den Zähnen zu beseitigen.
  • 1 x täglich mit einem Zungenreiniger/-schaber Beläge auf der Zunge entfernen.
  • Ergänzend und zur unterstützenden Anwendung (z. B. bei vorliegender Zahnfleischentzündung) können antibakterielle Mundspüllösungen verwendet werden. Dabei gilt: Sie sind kein Ersatz für das Zähneputzen und sollten nur über einen kurzen Zeitraum zum Einsatz kommen.
  • Zähne kontinuierlich mit Fluoriden in Kontakt bringen (z.B. über fluoridhaltige Zahnpasta, Lacke oder Speisesalz im Essen).
  • Mindestens 2 x pro Jahr eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen und die Mundgesundheit beim Zahnarzt kontrollieren lassen.

Kleine Tipps für ein gesundes Zahnpastalächeln

Vielleicht kennen Sie es ja aus eigener Erfahrung: An Tagen, in denen die rheumatoide Arthritis besonders aktiv ist, schmerzen die Gelenke und die Finger sind nur schwer beweglich. Die Zahnbürste lässt sich nicht vernünftig festhalten, an die Nutzung von Zahnseide ist gar nicht zu denken. Zum Glück gibt es „praktische Helferlein“, die Patienten mit rheumatoider Arthritis die Zahnpflege erleichtern können. Kleine Tipps für ein gesundes Zahnpastalächeln zeigt das nachfolgende Video.

Kleine Tipps für ein gesundes Zahnpastalächeln

Für Menschen mit rheumatoider Arthritis ist die Zahnpflege manchmal gar nicht so einfach. Trotzdem ist es wichtig, den Mund besonders gesund zu halten. Entzündungen im Mundraum können sich negativ auf die rheumatoide Arthritis auswirken. Damit es gar nicht erst soweit kommt, finden Sie in unserem Video hilfreiche Tipps zum Thema Zahnpflege bei Rheuma.

Beim nächsten Zahnarztbesuch

  • Nehmen Sie Termine am besten nachmittags wahr statt morgens, wenn die Gelenke eventuell noch Schwierigkeiten bereiten.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt die Länge Ihres Besuches. In vielen Fällen lässt sich die Behandlung kurz halten oder eine längere in mehrere kürzere aufteilen.
  • Bringen Sie ein kleines Kissen mit, um es sich auf dem Behandlungsstuhl möglichst bequem zu machen.
  • Informieren Sie Ihren Zahnarzt über vorliegende Erkrankungen und Medikamente, die Sie aktuell einnehmen.

Zu guter Letzt kommt es auch auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Ihrem Rheumatologen und Ihrem behandelnden Zahnarzt an.

Mit der richtigen Zahnpflege und regelmäßigen Zahnarztbesuchen kann man als Rheuma-Patient viel zur Mundgesundheit beitragen.

Rheuma-Patienten sollten regelmäßig beim Zahnarzt die Mundgesundheit kontrollieren lassen.

Broschüre Mundgesundheit bei rheumatoider Arthritis

Mehr zur Mundgesundheit bei rheumatoider Arthritis und weitere praktische Tipps und Hilfestellungen zur Zahnpflege bei rheumatoider Arthritis bietet unsere Broschüre, die sie hier herunterladen können.

Außerdem bietet die Broschüre einen Laufzettel für Ihren Zahnarzt, der vom Rheumatologen ausgefüllt wird und Ihren Zahnarzt auf einen Blick über Ihre rheumatoide Arthritis informiert.

Alle, die gern ihre tägliche Mundpflege abhaken und damit bestens im Blick haben möchten, finden in der Broschüre auch ein Tagebuch für neue Gewohnheiten: Nutzen Sie diesen Habit Tracker täglich, um eine neue Zahnpflegegewohnheit (z. B. Zahnzwischenraumbürste) zu tracken, und etablieren Sie damit Schritt für Schritt neue Gewohnheiten.

MAT-DE-2000768 - 3.0 - 05/2023