Diagnose der rheumatoiden Arthritis – Rheuma-Blutwerte & Co.

Der Weg zur richtigen Diagnose bei rheumatoider Arthritis

Warum ist eine frühzeitige Diagnose wichtig?

Wenn Gelenkschwellungen und -schmerzen länger als sechs Wochen anhalten, ist es ratsam, einen Rheumatologen aufzusuchen, um eine rheumatoide Arthritis so früh wie möglich zu diagnostizieren.

Die frühzeitige Diagnose ist von großer Bedeutung, um eine krankheitsmodifizierende Therapie möglichst früh beginnen zu können. Ziel der Therapie ist, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten, Schmerzen und Schwellungen zu verringern, weitere Zerstörungen (Erosionen) der Knochen zu verhindern und eine anhaltende Remission, also eine dauerhafte Verringerung der Entzündung und eine Verbesserung der Symptomatik, zu erreichen.

Besteht die Vermutung, dass eine rheumatoide Arthritis vorliegt, dient die Diagnostik dazu, diesen bestehenden Verdacht zu bestätigen und andere Erkrankungen mit ähnlichem Bild auszuschließen.

Die Bausteine der Diagnose

Die Diagnostik bei einer rheumatoiden Arthritis setzt sich aus vier Bausteinen zusammen. Die Diagnose rheumatoide Arthritis wird dann wie ein Mosaik durch die Angaben in der Krankheitsgeschichte, der Untersuchung des Patienten, den Blutwerten und durch die bildgebenden Verfahren gesichert.

  • Krankheitsgeschichte (Anamnese)
  • Körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchungen
  • Bildgebende Verfahren

Als Orientierung für die Diagnose einer rheumatoiden Arthritis dienen die Kriterien des American College of Rheumatologie (ACR = wissenschaftliche Fachgesellschaft der amerikanischen Rheumatologen).

Anamnese und körperliche Untersuchung

Die Diagnose „rheumatoide Arthritis“ wird u. a. anhand der Krankheitssymptome und der Krankenvorgeschichte (Anamnese) gestellt. Wichtige Informationen für die Krankheitsgeschichte sind z. B.

  • Haben andere Familienmitglieder Rheuma?
  • Wann traten die Schwellungen und Schmerzen zum ersten Mal auf?
  • Welche Gelenke sind betroffen? Wandert die Erkrankung von Gelenk zu Gelenk?
  • Sind die Symptome symmetrisch aufgetreten?
  • Schreitet die Erkrankung schnell oder langsam voran?
  • Beeinflussen Kälte, Wärme, Bewegungen oder Belastungen die Schmerzen?
  • Sind die Schmerzen morgens am stärksten?
  • Treten die Schmerzen bei Ruhe auf?
  • Gab es zu Beginn der Erkrankung andere Krankheiten wie Infektionen, Durchfall oder andere Symptome wie Kopfschmerz, erhöhte Temperatur?

Bei der körperlichen Untersuchung prüft der Arzt alle Gelenke auf Schwellungen, Beweglichkeit, Schmerz- und Druckempfindlichkeit. Auch auf Zeichen einer rheumatoiden Arthritis in anderen Organsystemen wird geachtet.

Bei Verdacht auf Rheuma werden bestimmte Blutwerte untersucht

Blutwerte bei rheumatoider Arthritis

Wichtige Hinweise auf eine rheumatoide Arthritis können die Blutwerte geben. Dabei werden einerseits die Entzündungswerte untersucht, andererseits wird im Blut nach speziellen Antikörpern gesucht, die typischerweise bei rheumatoider Arthritis auftreten: Rheumafaktoren und Antikörper gegen citrullinierte Peptide.

    Eine Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und erhöhte sogenannte CRP-Werte (C-reaktives Protein) weisen auf eine Entzündungsaktivität im Körper hin. Allerdings sind diese Werte nicht spezifisch für rheumatoide Arthritis, sie können auch bei anderen akuten und chronischen Entzündungen sowie bei Infektionen erhöht sein.

    Liegt der Wert im Normbereich, heißt das umgekehrt aber nicht unbedingt, dass eine rheumatoide Arthritis ausgeschlossen ist. Das gilt vor allem für die Anfangsphase der Erkrankung.

    Die Obergrenzen für die BSG hängen von Geschlecht und Alter ab:

    • Normal ist eine BSG bei Frauen unter 50 Jahren bis 20 Millimeter pro Stunde, bei Frauen über 50 Jahre bis 25 Millimeter pro Stunde.
    • Normal für Männer unter 50 Jahren ist eine Blutsenkung bis 15 Millimeter pro Stunde, für Männer über 50 Jahre bis 20 Millimeter pro Stunde.

    Beim CRP gilt als normal ein Wert bis 5 mg/l Blutserum. Das Ausmaß des CRP-Anstiegs gibt einen Hinweis auf die Schwere der zugrundeliegenden Krankheit. CRP-Werte bis 50 mg/l sprechen für eine leichtere und Werte über 100 mg/l für eine schwere Erkrankung. Der CRP-Wert wird häufig auch als Verlaufsparameter unter einer Behandlung gemessen.

    Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich je nach Labor unterscheiden und auch von weiteren Faktoren, wie der Tageszeit, abhängen. Einzelne Laborwerte alleine sind deshalb nicht immer aussagekräftig und werden oft im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt. Am besten ist es, sich vom Arzt die persönlichen Werte erklären zu lassen.

     

    Rheumafaktoren liefern Hinweise auf eine rheumatische Erkrankung, sind aber nicht spezifisch für die rheumatoide Arthritis. Sie sind bei ca. 65 bis 80 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis, aber auch bei anderen rheumatischen Erkrankungen und in bis zu 5 % bei Gesunden zu finden.

    Antikörper gegen citrullinierte Peptide (ACPA, Anti Citrullinated Peptide Antibodies) sind sogenannte Autoantikörper. Diese Eiweiße finden sich bei rund 60 bis 85 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis.

    ACPA können schon in der Anfangsphase der rheumatoiden Arthritis nachgewiesen werden und geben wichtige Hinweise für die Prognose. Finden sich ACPA im Blut, liegt die Wahrscheinlichkeit einer rheumatoiden Arthritis bei 95 %.

Bildgebende Verfahren

Röntgenaufnahmen von Händen und Füßen sind Standardverfahren für die bildgebende Diagnostik der rheumatoiden Arthritis. Zusätzliche Informationen über den Zustand der Gelenke können die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) und die Magnetresonanztomographie (MRT) liefern.

Röntgenaufnahmen von Händen und Füßen: Röntgenuntersuchungen sind nötig, um bestimmen zu können, ob und wie weit die Krankheit das Gelenk bereits geschädigt hat. Röntgenbilder machen Gelenkzerstörungen am äußeren Rand der Gelenke, Entkalkung der Knochen und Fehlstellungen sehr gut sichtbar. Allerdings sind diese Veränderungen erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zu erkennen. Dennoch sind Röntgenaufnahmen sehr wichtig, um andere Gelenkerkrankungen auszuschließen und um den Verlauf der Erkrankung und den Erfolg einer medikamentösen Therapie zu kontrollieren.

Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Gelenke: Ultraschalluntersuchungen der Gelenke können Hinweise auf Flüssigkeitsansammlungen geben. Auch Gelenkschäden und Gelenkzerstörungen können mittels Sonographie deutlich früher erkannt werden als auf Röntgenaufnahmen. Ebenso können Sehnenscheidenentzündungen und Schleimbeutelentzündungen oder auch Kalkablagerungen im Weichteilgewebe oder in den Gelenken sichtbar werden. Mit Hilfe der Doppler-Sonographie können außerdem Veränderungen in der Gelenkinnenhaut früh entdeckt werden.

Magnetresonanztomographie (MRT): Bei der Suche nach einer rheumatoiden Arthritis kann die Magnetresonanztomographie die klinische Untersuchung unterstützen. Mit der MRT können sowohl Veränderungen an den Knochen und Gelenken als auch an Sehnen und Muskeln bereits im Frühstadium der Erkrankung festgestellt werden.

Literatur:

  1. BSG: Blutsenkungsgeschwindigkeit. www.apotheken-umschau.de, abgerufen am 15.06.2020.
  2. C-reaktives Protein (CRP): Entzündungsparameter. www.apotheken-umschau.de, abgerufen am 15.06.2020.
  3. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S2e-Leitline: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten (Patientenversion), Stand: April 2018.
  4. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S3-Leitlinie: Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis, Stand: 2019.
  5. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Merkblatt Rheumatoide Arthritis, 9. Auflage 2017.
  6. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Rheumatoide Arthritis – Therapie und Lebensperspektiven, 9. Auflage 2018.
  7. Karonitsch T, Rheumatoide Arthritis (RA). Wien Klin Wochenschr, Educ 2016;11:1–10.
  8. Rheumatoide Arthritis / chronische Polyarthritis. www.rheuma-online.de, abgerufen am 20.05.2020.
  9. Was ist eine rheumatoide Arthritis? www.apotheken-umschau.de, abgerufen am 20.05.2020.

MAT-DE-2001106 - 3.0 - 05/2023