Rheuma-Schmerzen und Entzündung – der Krankheitsverlauf

Im Mittelpunkt der rheumatoiden Arthritis steht die Entzündung der Gelenke.

Unterschiedlicher Verlauf von Schmerzen und Entzündung bei Rheuma

Bei der rheumatoiden Arthritis greift das Immunsystem das körpereigene Gelenkgewebe an – Knorpel und Knochen. Da es sich um eine chronische, systemische Erkrankung handelt, können auch andere Gewebe und Organe betroffen sein.

Ebenso wie die Symptome am Anfang kann auch der weitere Krankheitsverlauf sehr unterschiedlich sein. Die rheumatoide Arthritis beginnt meist mit Ermüdungserscheinungen und Erschöpfung und mit einzelnen Entzündungen kleinerer Gelenke. Typisch sind Gelenkschmerzen und -schwellungen und die Morgensteifigkeit, die über Stunden andauern kann. Im weiteren Verlauf zeigt sich die Entzündung an immer mehr Gelenken durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Manchmal scheint die Krankheitsaktivität jedoch über einen längeren Zeitraum stillzustehen, bevor sie sich dann schubweise weiter ausbreitet.


Typische Anzeichen der Gelenkentzündung bei Rheuma: Überwärmung, Rötung, Schwellung und Schmerzen

Häufig sind zu Beginn die Gelenke der Hände, Finger und Zehen befallen. Manchmal können innerhalb kurzer Zeit auch sehr viele Gelenke betroffen sein, darunter auch große Gelenke wie Schultern, Ellenbogen, Knie- und Sprunggelenke und sogar die obere Halswirbelsäule und das Kiefergelenk.

Rheumaschübe bedeuten erhöhte Entzündungsaktivität

Rheumaschübe sind typisch für den Verlauf einer rheumatoiden Arthritis. Zeitweise ist die Entzündungsaktivität so gering, dass kaum Symptome bemerkbar sind, doch dann kommt es plötzlich zu einem Rheumaschub.

Das Risiko, einen Krankheitsschub zu erleiden, besteht z. B. wenn die medikamentöse Therapie verringert, abgesetzt oder nicht gemäß den ärztlichen Anweisungen eingenommen wird. Ein solcher Rheumaschub kann bei rheumatoider Arthritis aber auch bei körperlicher Ruhe plötzlich auftreten und deutet eine verstärkte Krankheitsaktivität an. Gelenkschmerzen und das Krankheitsgefühl werden deutlich schlimmer. Die Dauer von Rheumaschüben ist nicht vorhersehbar. Sie können über Wochen andauern. In dieser Zeit breitet sich die Krankheit meist auf weitere Gelenke aus.

 

Die Entzündung breitet sich auf weitere Sehnen, Gelenke, Nerven aus

Die frühe Diagnose und Therapie der rheumatoiden Arthritis sind wichtig, da sie Gelenkschäden wirksam verhindern und aufhalten können. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sich die Entzündung mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung auch auf die Beuge- und Strecksehnen der Finger und auf Schleimbeutel übergreifen und im weiteren Verlauf zu fortschreitender Zerstörung des Gelenkknorpels und der Knochen führen. Ohne Behandlung können die Gelenke beginnen, sich zu verformen, die Beweglichkeit wird zunehmend eingeschränkt und die Schmerzen verstärken sich. Durch die fortschreitende Entzündung entstehen typische Fehlstellungen der Hände und Fingergelenke:

  • Das Handgelenk dreht sich nach außen in Richtung des kleinen Fingers.
  • Das gebeugte mittlere Fingergelenk bleibt fixiert, während das Fingerendgelenk gestreckt ist (Knopflochdeformität).
  • Als Schwanenhalsdeformität wird die Beugung des letzten Fingergliedes bezeichnet, wenn gleichzeitig das Fingermittelgelenk überstreckt ist.
  • Das Daumengrundgelenk ist in Beugestellung fixiert und das Daumenendgelenk gleichzeitig gestreckt.

Durch die zunehmende Schädigung der Gelenke können auch benachbarte Nerven betroffen sein. Das zeigt sich durch Nervenschmerzen und Missempfindungen. Ein typisches Beispiel dafür ist das Karpaltunnel-Syndrom, bei dem der Mittelnerv im Handgelenk beschädigt ist. Das Karpaltunnel-Syndrom kann jedoch auch unabhängig von einer rheumatoiden Arthritis entstehen.





 

 

 

 

 

 


Fehlstellungen der Hände und Fingergelenke bei Rheuma

Rheumaknoten

Bei einigen Patienten bilden sich im Verlauf der Erkrankung unter der Haut verschiebbare und nicht schmerzhafte Knoten, die sogenannten Rheumaknoten, die aus Abwehrzellen des Immunsystems bestehen. Sie sind zunächst klein, können aber auf die Größe eines Golfballs anwachsen und entstehen meist an Stellen, die einer mechanischen Belastung ausgesetzt sind, z. B. auf der Streckseite des Ellenbogens und an den Händen, sie können aber auch in inneren Organen wie der Lunge entstehen.

Herz, Lunge, Augen – auch andere Gewebe und Organe können betroffen sein

Der menschliche Organismus ist ein komplexes System. Auch wenn bei rheumatoider Arthritis hauptsächlich die Gelenke betroffen sind, kann bei schweren Krankheitsverläufen die chronische Entzündung auch auf andere Gewebe und Organe übergreifen und u. a. Augen, Herz und Gefäße, die Lunge oder die Tränen- und Speicheldrüsen schädigen. Mögliche Folgen und Erkrankungen sind z. B.

  • Trockenheit von Mund und Augen
  • Entzündungen von Hornhaut und Bindehaut der Augen
  • Entzündungen der Gefäßwände von Arterien und Venen mit Durchblutungsstörungen
  • Atherosklerose (Verkalkung der Gefäße), die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann
  • Herzbeutel- und Herzmuskelentzündung
  • Rippenfellentzündung, Lungenfibrose (krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge)

Daneben kann die rheumatoide Arthritis zu einer Osteoporose und zu Nervenschädigungen führen.

Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis sind anfälliger für Infektionskrankheiten. Deshalb ist für Patienten mit rheumatoider Arthritis ein umfassender Impfschutz besonders wichtig.

Frühe und konsequente Therapie wichtig

Wichtig ist es, bereits die ersten Anzeichen der rheumatoiden Arthritis zu erkennen, um frühzeitig eine gesicherte Diagnose zu stellen und sofort mit einer wirksamen und dauerhaften Behandlung beginnen zu können. Denn je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen, sie langfristig aufzuhalten. Die Therapiemöglichkeiten bei rheumatoider Arthritis haben sich in den vergangenen Jahren stark verbessert. Das Ziel der Behandlung ist eine möglichst völlige Entzündungs- und Beschwerdefreiheit.

Literatur:

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  2. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S2e-Leitline: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten (Patientenversion), Stand: April 2018.
  3. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S2e-Leitlinie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten, Stand: April 2018.
  4. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S3-Leitlinie: Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis, Stand: 2019.
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  6. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Rheumatoide Arthritis – Therapie und Lebensperspektiven, 9. Auflage 2018.
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  8. Müller M, Pippi-Ludwig W, Perioperatives Management von Patienten mit rheumatoider Arthritis. Anaesthesist 2014;63:883-896.
  9. Rheumatoide Arthritis: Was ist das? www.internisten-im-netz.de, abgerufen am 22.05.2020.
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  11. Wie entstehen Rheuma-Knoten? www.rheuma-liga.de, abgerufen am 22.05.2020.

MAT-DE-2001106 - 3.0 - 05/2023