Die Entzündung breitet sich auf weitere Sehnen, Gelenke, Nerven aus
Die frühe Diagnose und Therapie der rheumatoiden Arthritis sind wichtig, da sie Gelenkschäden wirksam verhindern und aufhalten können. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sich die Entzündung mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung auch auf die Beuge- und Strecksehnen der Finger und auf Schleimbeutel übergreifen und im weiteren Verlauf zu fortschreitender Zerstörung des Gelenkknorpels und der Knochen führen. Ohne Behandlung können die Gelenke beginnen, sich zu verformen, die Beweglichkeit wird zunehmend eingeschränkt und die Schmerzen verstärken sich. Durch die fortschreitende Entzündung entstehen typische Fehlstellungen der Hände und Fingergelenke:
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Das Handgelenk dreht sich nach außen in Richtung des kleinen Fingers.
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Das gebeugte mittlere Fingergelenk bleibt fixiert, während das Fingerendgelenk gestreckt ist (Knopflochdeformität).
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Als Schwanenhalsdeformität wird die Beugung des letzten Fingergliedes bezeichnet, wenn gleichzeitig das Fingermittelgelenk überstreckt ist.
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Das Daumengrundgelenk ist in Beugestellung fixiert und das Daumenendgelenk gleichzeitig gestreckt.
Durch die zunehmende Schädigung der Gelenke können auch benachbarte Nerven betroffen sein. Das zeigt sich durch Nervenschmerzen und Missempfindungen. Ein typisches Beispiel dafür ist das Karpaltunnel-Syndrom, bei dem der Mittelnerv im Handgelenk beschädigt ist. Das Karpaltunnel-Syndrom kann jedoch auch unabhängig von einer rheumatoiden Arthritis entstehen.
Fehlstellungen der Hände und Fingergelenke bei Rheuma
Rheumaknoten
Bei einigen Patienten bilden sich im Verlauf der Erkrankung unter der Haut verschiebbare und nicht schmerzhafte Knoten, die sogenannten Rheumaknoten, die aus Abwehrzellen des Immunsystems bestehen. Sie sind zunächst klein, können aber auf die Größe eines Golfballs anwachsen und entstehen meist an Stellen, die einer mechanischen Belastung ausgesetzt sind, z. B. auf der Streckseite des Ellenbogens und an den Händen, sie können aber auch in inneren Organen wie der Lunge entstehen.
Herz, Lunge, Augen – auch andere Gewebe und Organe können betroffen sein
Der menschliche Organismus ist ein komplexes System. Auch wenn bei rheumatoider Arthritis hauptsächlich die Gelenke betroffen sind, kann bei schweren Krankheitsverläufen die chronische Entzündung auch auf andere Gewebe und Organe übergreifen und u. a. Augen, Herz und Gefäße, die Lunge oder die Tränen- und Speicheldrüsen schädigen. Mögliche Folgen und Erkrankungen sind z. B.
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Trockenheit von Mund und Augen
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Entzündungen von Hornhaut und Bindehaut der Augen
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Entzündungen der Gefäßwände von Arterien und Venen mit Durchblutungsstörungen
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Atherosklerose (Verkalkung der Gefäße), die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann
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Herzbeutel- und Herzmuskelentzündung
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Rippenfellentzündung, Lungenfibrose (krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge)
Daneben kann die rheumatoide Arthritis zu einer Osteoporose und zu Nervenschädigungen führen.
Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis sind anfälliger für Infektionskrankheiten. Deshalb ist für Patienten mit rheumatoider Arthritis ein umfassender Impfschutz besonders wichtig.