Nicht-medikamentöse Behandlung bei Rheuma

Ein wichtiger Therapie-Baustein bei rheumatoider Arthritis sind neben der medikamentösen Therapie nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden.

Nicht-medikamentöse Therapie als Teil einer multidisziplinären Behandlung

Die Therapie der rheumatoiden Arthritis besteht aus zahlreichen Maßnahmen. Dazu ist ein interdisziplinäres Behandlungsteam nötig (z. B. Rheumatologe, Hausarzt, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen), das die Behandlung plant, durchführt und regelmäßig überwacht.

Die medikamentöse Therapie mit Basismedikamenten kann den fortschreitenden Entzündungsprozess der Gelenke bei rheumatoider Arthritis aufhalten und damit die Gelenkzerstörung verhindern oder zumindest vermindern. Dennoch kann es im Laufe der Zeit zu Einschränkungen der Beweglichkeit und Fehlstellungen der Gelenke kommen. Ein weiterer wichtiger Baustein des Gesamttherapiekonzeptes ist deshalb die nicht-medikamentöse Behandlung. Verschiedene Maßnahmen – wie Physio- und Ergotherapie – können die Wirkung der Medikamente unterstützen und dazu beitragen, Schmerzen und Schwellung zu lindern sowie die Beweglichkeit und Funktion der Gelenke zu erhalten oder zu verbessern. Dadurch können die Patienten ihren Alltag leichter bewältigen und ihre Lebensqualität steigt. In seltenen Fällen kann auch eine Operation nötig sein.

Physiotherapie und physikalische Therapie

Bewegungstraining, Trainingsprogramme: Schmerzende und geschwollene Gelenke nicht zu bewegen und möglichst ruhig zu halten, führt dazu, dass sich die Symptome verstärken. Mit Physiotherapie lässt sich das verhindern. Die Behandlungen müssen allerdings regelmäßig und über einen längeren Zeitraum stattfinden, um wirksam sein zu können. Bei hoher Krankheitsaktivität oder einem akuten Schub sollten die Übungen vorsichtig oder gar nicht durchgeführt werden.

Physiotherapie kann Fehlstellungen der Gelenke korrigieren bzw. verhindern. Spezielle Kräftigungs- und Dehnungsprogramme für die Hände können die Kraft und die Beweglichkeit der Handgelenke verbessern und Schmerzen verringern. Durch manuelle Behandlungen und aktive Übungen wird die Muskelkraft trainiert und die Ausdauer verbessert, das Immunsystem gestärkt, die körperliche Fitness verbessert und die Hilfsbedürftigkeit verringert bzw. vermieden. Die Gelenke werden durch physiotherapeutische Behandlungen geschützt und oft können schmerzlindernde Medikamente letztlich reduziert oder sogar ganz eingespart werden.

Zu den physiotherapeutischen Behandlungen gehören u. a. passives und aktives Bewegungstraining, Unterwasserbewegungstherapie, Massagen und Elektrotherapie. Passives Bewegungstraining bedeutet, dass der Physiotherapeut die Gelenke bewegt, bei aktivem Bewegungstraining bewegt der Patient die Gelenke mit eigener Kraft.

Für Patienten mit stabiler rheumatoider Arthritis gibt es außerdem spezielle Trainingsprogramme für das Herz-Kreislauf-System, um die Leistung von Herz und Lunge zu verbessern.

Kälte- und Wärmebehandlungen: Kälte- und Wärmebehandlungen sind physikalische Therapiemaßnahmen bei rheumatoider Arthritis. Kältetherapie an einzelnen Gelenken mit Eispackungen oder am ganzen Körper mit Kältebädern oder in einer Kältekammer kann kurzfristig Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Milde Wärmeanwendungen sind für viele Patienten angenehm und entspannend, besonders bei verspannter Muskulatur. Bei entzündeten Gelenken sollte man hohe Temperaturen und Wärmeanwendungen vermeiden, sie können die Entzündung verstärken.

Ergotherapie – Hilfe zur Selbsthilfe

Mit Hilfe der Ergotherapie können Patienten mit rheumatoider Arthritis ihre Selbständigkeit im Alltag erhalten bzw. wiedergewinnen. Die Ergotherapie hilft den Patienten, bei alltäglichen Tätigkeiten besser zurechtzukommen.

Ergotherapeutische Maßnahmen dienen dazu, die Gelenke zu mobilisieren und Schmerzen zu lindern. Ergotherapeuten zeigen Betroffenen außerdem, was sie im Alltag selber tun können, um ihre Gelenke zu entlasteten, Schmerzen zu vermeiden und Fehlhaltungen zu verhindern. Denn wenn ein Gelenk zu stark oder falsch belastet wird, kann das zu einer Verschlimmerung der Gelenkschäden führen.

Mit der Ergotherapie lernen Patienten, körperliche Bewegungsabläufe sowie Kraft, Ausdauer und Koordination der Gelenke selbständig zu trainieren. Ergotherapeuten vermitteln auch den Umgang mit Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern, Gelenke schonen und Fehlstellungen verhindern können.

Die Ziele der Therapie richten sich nach dem Stadium der Erkrankung, den individuellen Bedürfnissen der Patienten und ihrer Leistungsfähigkeit bzw. der Funktionsfähigkeit ihrer Gelenke.

Ergotherapie unterstützt die Selbstständigkeit

Operation

Dank der hervorragenden medikamentösen Therapiemaßnahmen mit Basistherapeutika sind Operationen heute nur noch selten notwendig. In wenigen Fällen kann jedoch eine Operation erforderlich werden, um die Gelenkfunktion zu erhalten oder zu verbessern. Ob eine Operation erforderlich ist und welche Operationsmethode sich eignet, entscheidet der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patienten. Es stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung.

    Bei einer Synovektomie wird die entzündete Gelenkschleimhaut oder das entzündete Sehnenscheidengewebe vollständig entfernt. Das kann durch Öffnung des Gelenks oder bei einer Gelenkspiegelung gemacht werden.

    Andere Möglichkeiten zur Entfernung der entzündeten Gelenkschleimhaut sind die Radio- oder Chemosynoviorthese, bei der die Schleimhaut mit radioaktiven oder chemischen Substanzen verödet wird.

    Eine Endoprothese (künstliches Gelenk) kommt infrage, wenn Gelenke durch die Entzündung stark angegriffen sind. Allerdings muss hierzu der richtige Zeitpunkt gewählt werden. Wenn der Gelenkverschleiß zu weit fortgeschritten ist, kann auch ein künstliches Gelenk die volle Funktionsfähigkeit nicht wiederherstellen.

    Endoprothesen sind aus Titan, anderen Metallen, Keramik oder Polyethylen. Je nach Schädigung werden Gelenkkopf und -pfanne ersetzt oder nur der Gelenkkopf.

    Eine Versteifung des Gelenks, eine sogenannte Arthrodese, wird heute nur noch selten durchgeführt, wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht. Mit Platten, Schrauben, Drähten und Nägeln werden die Knochen fixiert, nachdem die zerstörten Gelenkflächen entfernt wurden.

    Eine Gelenkresektion (Arthroplastik) ist möglich, wenn Bänder, Kapseln und Muskeln noch gut erhalten sind. Zerstörte Teile des Gelenks werden entfernt, die Gelenkflächen neu geformt und durch körpereigene Gewebe wie Fett- und Muskelgewebe ersetzt.

Weitere Unterstützungsangebote

Eine wichtige Ergänzung zur Therapie sind spezielle Patientenschulungen und Selbsthilfegruppen. Hier können Rheuma-Patienten sich genauer über ihre Erkrankung informieren und austauschen und erfahren, wie sie mit ihrer Erkrankung besser umgehen können. Auch der Lebensstil hat Einfluss auf die Erkrankung, z. B. Ernährung und Bewegung. Mehr zu diesen Themen und weiteren Themen erfahren Sie unter Leben mit Rheuma.

Der Servicebereich dieser Webseite bietet außerdem eine Mediathek mit Videos und Informationsmaterial zur Therapie und zum Alltag mit rheumatoider Arthritis.

Literatur:

  1. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S2e-Leitline: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten (Patientenversion), Stand: April 2018.
  2. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S2e-Leitlinie „Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten“, Stand: April 2018.
  3. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S3-Leitlinie: Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis, Stand: 2019.
  4. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Gelenkschutz im Alltag – gewusst wie! Vollständig überarbeitete Auflage, 2018.
  5. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Merkblatt Rheumatoide Arthritis, 9. Auflage 2017.
  6. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Rheumatoide Arthritis – Therapie und Lebensperspektiven, 9. Auflage 2018.
  7. Lange U, Dischereit G, Evidenzbasierte physikalische Therapie bei rheumatoider Arthritis, Orthopädie & Rheuma 2017;20(3)20-22.
  8. Rheumatoide Arthritis: Was ist das? www.internisten-im-netz.de, abgerufen am 25.05.2020.
  9. Was ist eine rheumatoide Arthritis? www.apotheken-umschau.de, abgerufen am 25.05.2020.

MAT-DE-2000767 - 3.0 - 05/2023