Behandlung mit Biologika

Biologika sind innovative Medikamente, die gezielt in den Entzündungsprozess der rheumatoiden Arthritis eingreifen.

Was sind Biologika?

Bei der Behandlung schwerer Krankheitsverläufe der rheumatoiden Arthritis haben in den letzten Jahren Biologika (biologische krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente, bDMARDs) die Therapiemöglichkeiten deutlich verbessert.

Biologika sind biotechnologisch hergestellte Medikamente, die gezielt in den Entzündungsprozess der rheumatoiden Arthritis eingreifen und so die Gelenkzerstörung verringern oder verhindern können. Sie blockieren gezielt spezielle Entzündungsbotenstoffe (Zytokine) oder hemmen bestimmte, an der Entzündung beteiligte Rezeptoren oder Zellen des Immunsystems.


Therapieziele einer Biologika-Therapie bei rheumatoider Arthritis

Wann werden Biologika eingesetzt?

Wenn die Behandlung mit konventionellen synthetischen Basistherapeutika (csDMARD) innerhalb von 3 Monaten nicht ausreichend wirkt, können Patienten, bei denen ein schwerer Krankheitsverlauf mit hoher Krankheitsaktivität erwartet wird, u. a. auf ein Biologikum eingestellt werden. Biologika werden meist zusammen mit Methotrexat oder einem anderen csDMARD verordnet. Sollte damit noch keine ausreichende Wirksamkeit erreicht werden, kann auf ein anderes Biologikum mit einem anderen Wirkmechanismus in Kombination mit csDMARDs gewechselt werden.

Biologika können auch als Monotherapie eingesetzt werden, beispielweise bei Unverträglichkeit oder Gegenanzeigen von Methotrexat oder anderen csDMARDs.

Im Vergleich zu den konventionellen synthetischen Basismedikamenten tritt die Wirkung der Biologika schneller ein. Bereits nach 2 bis 4 Wochen ist eine Verringerung der Krankheitsaktivität erkennbar.

Biologika sind hochwirksame Substanzen mit zu beachtenden Nebenwirkungen und Kontraindikationen. Sie sollten deshalb von spezialisierten Rheumatologen verordnet, die Vor- und Nachteile der Therapie sollten genau abgewogen und der Therapieverlauf sollte regelmäßig kontrolliert werden.

Biologika halten auf unterschiedlichen Wegen die Entzündungskaskade auf

Biologika unterscheiden sich in ihrem Wirkmechanismus und greifen auf verschiedenen Wegen in den Entzündungsprozess bei rheumatoider Arthritis ein.

Wirkmechanismus

Wirkweise

TNF-alpha-Blocker

TNF-alpha-Blocker blockieren den Botenstoff Tumornekrosefaktor (TNF)-alpha, der bei der Entstehung und dem Fortschreiten der rheumatoiden Arthritis eine wesentliche Rolle spielt.

Hemmung der T - Lymphozyten-Aktivierung

Andere Medikamente hemmen die Aktivierung der T-Zellen und reduzieren so die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen.

Interleukin-1 (IL-1)-Rezeptorblocker

IL-1-Rezeptorblocker hemmen die durch IL-1 ausgelöste Entzündungsreaktion. Das Protein IL-1 wird bei chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis verstärkt vom Immunsystem gebildet und führt dazu, dass die Entzündung dauerhaft anhält. Da ihre Wirkung schwächer ist, als die anderer Biologika, werden sie heute kaum noch bei rheumatoider Arthritis verordnet.

Verringerung der B-Lymphozyten-Zahl

Anti-CD20-Antikörper entfernen vorübergehend B-Zellen, indem sie anderen Immunzellen signalisieren, diese zu zerstören. B-Zellen spielen eine wichtige Rolle in der Entstehung der rheumatoiden Arthritis.

Interleukin-6 (IL-6)-Rezeptorenblocker

IL-6-Rezeptorenblocker binden an die IL-6-Rezeptoren und blockieren damit die Wirkung des IL-6. Es spielt eine zentrale Rolle in der Regulierung der Entzündungsreaktion des Immunsystems. Bei rheumatoider Arthritis finden sich erhöhte IL-6-Konzentrationen nicht nur in der Gelenkinnenhaut, sondern auch im Blut und damit im gesamten Körper. IL-6 ist nicht nur für die entzündlichen Prozesse in den Gelenken mitverantwortlich, sondern kann u. a. auch zu Müdigkeit, Anämie (Blutarmut), Osteoporose (Knochenschwund) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Weitere Informationen zu IL-6 und der IL-6-Rezeptorblockade für Ärzte

 

Verschiedene Darreichungsformen und Nebenwirkungen der Biologika

Biologika werden bei rheumatoider Arthritis – je nach Wirkstoff und Präparat – in unterschiedlichen Abständen und Dosierungen unter die Haut gespritzt oder als Infusion verabreicht. Viele der genannten Biologika werden auch bei anderen rheumatischen Erkrankungen eingesetzt, z. B. bei Psoriasis-Arthritis (Gelenkentzündung bei Schuppenflechte). Mittlerweile sind für manche Wirkstoffe Nachahmer-Präparate auf dem Markt, die sogenannten Biosimilars.

Biologika können abhängig vom Wirkstoff unterschiedliche Nebenwirkungen haben, je nach Präparat z. B. Kopfschmerzen und Übelkeit, Hautreaktionen oder Veränderungen der Blutwerte. Eine wichtige gemeinsame Nebenwirkung aller Biologika ist eine erhöhte Infektanfälligkeit, etwa für Infektionen im Bereich der Atemwege oder Nasen-Rachen-Raums. Patienten mit chronischen oder häufigen Infektionen dürfen nicht oder nur eingeschränkt mit Biologika behandelt werden. Vor der Behandlung sollten chronische Infektionen ausgeschlossen werden, z. B. eine Hepatitis-B-Infektion. Eine unerkannte Tuberkulose sollte vor der Therapie ebenfalls ausgeschlossen werden oder in der ersten Zeit der Therapie mitbehandelt werden. Außerdem sollte man vor der Behandlung mit Biologika den Impfstatus überprüfen und Impfungen bei Bedarf auffrischen oder ergänzen.

Weitere Informationen zu Biologika

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hat eine Leitlinie zur Basistherapie der rheumatoiden Arthritis veröffentlicht und gibt darin u. a. Empfehlungen zur Therapie mit Biologika. Die Leitlinie liegt auch als Patientenversion vor: S2e-Leitline: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten.

Eine ausführliche Zusammenfassung der Leitlinie für Ärzte findet sich im Abschnitt Leitlinie rheumatoide Arthritis.

 

Literatur:

  1. Choy E, Understanding the dynamics: pathways involved in the pathogenesis of rheumatoid arthritis. Rheumatology 2012;51(5):v3-v11.
  2. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S2e-Leitline: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten (Patientenversion), Stand: April 2018.
  3. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S2e-Leitlinie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten, Stand: April 2018.
  4. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). S3-Leitlinie: Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis, Stand: 2019.
  5. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Merkblatt Rheumatoide Arthritis, 9. Auflage 2017.
  6. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Rheumatoide Arthritis – Therapie und Lebensperspektiven, 9. Auflage 2018.
  7. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Rheumatoide Arthritis. https://www.gesundheitsinformation.de, abgerufen am 27.05.2020.
  8. Rheumatoide Arthritis: Was ist das? www.internisten-im-netz.de, abgerufen am 25.05.2020.
  9. Smolen JS et al., Rheumatoid arthritis. Lancet 2016; 388:2023-38.
  10. Was ist eine rheumatoide Arthritis? www.apotheken-umschau.de, abgerufen am 25.05.2020.

MAT-DE-2000767 - 3.0 - 05/2023